„Worte haben die Kraft, Welten zu erschaffen und Herzen zu heilen.“ Ein Mantra ist mehr als nur ein Klang – es ist ein kraftvolles Werkzeug, ein Anker für den Geist und ein Schutz für die Seele. In der uralten Tradition des Sanskrit bedeutet das Wort Mantra so viel wie „das, was denjenigen beschützt, der es erhalten hat.“ Es setzt sich zusammen aus Manas (Geist) und Tra (Schutz, Technik).
Ein Mantra ist ein Schlüssel, der die Tür zu einem tiefen Bewusstsein und einer feineren Wahrnehmung öffnen kann. Ursprünglich wurden Mantras von Lehrer:innen an Schüler:innen weitergegeben, begleitet von einer tiefen Erklärung der inneren Bedeutung. Ihre Kraft entfaltet sich durch Wiederholung – sei es gesprochen, geflüstert oder gedanklich rezitiert.
Mantra als Klangkörper der Göttlichkeit
In vielen spirituellen Traditionen, insbesondere im Hinduismus und Tantrismus, wird ein Mantra als Ausdruck der göttlichen Kraft (Shakti) betrachtet. Es gibt drei Arten, wie die Göttlichkeit in diesen Lehren dargestellt wird:
1. Als Bildgestalt (Murti): Eine visuelle Darstellung einer Gottheit.
2. Als geometrisches Symbol (Yantra): Eine spirituelle Landkarte für Meditation.
3. Als Klangschwingung (Mantra): Eine eindimensionale Verkörperung göttlicher Energie.
Wenn wir ein Mantra rezitieren, erwecken wir diese Klangschwingung in uns. Nehmen wir beispielsweise das Mantra der Göttin Durga – ihre Energie steht für Schutz, innere Stärke und mütterliche Fürsorge. Durch das Singen oder Rezitieren des Mantras verbinden wir uns mit diesen Qualitäten und laden sie in unser Leben ein.
„Klang ist die unsichtbare Brücke zwischen Körper, Geist und Seele.“
Bija-Mantras: Die Samen göttlicher Kraft
Bija-Mantras, auch als Keimsilben bekannt, sind die Essenz eines Mantras in seiner kompaktesten Form. Das Wort Bija bedeutet „Samen“, und wie ein Samenkorn das gesamte Potenzial einer Pflanze in sich trägt, so enthält ein Bija-Mantra die Essenz einer bestimmten Energiequalität oder Gottheit.
Bija-Mantras und ihre Bedeutung:
• OM: Das universelle Mantra – das Unvergängliche, Unendliche und Unbeschreibliche.
• Lam: Erdung und Urvertrauen (Muladhara-Chakra).
• Vam: Kreative Schöpferkraft und Sinnlichkeit (Svadhisthana-Chakra).
• Shrim: Fülle, Schönheit und Wohlbefinden, die Energie der Göttin Lakshmi.
• Hrim: Transformation und Klarheit, verbunden mit Shiva und der Sonnenenergie.
• Klim: Veränderung und Auflösung, die Energie der Göttin Kali.
Die Bija-Mantras wirken nicht nur auf unser Energiefeld, sondern korrespondieren auch mit unseren Chakren, den Energiezentren im Körper. Durch die Schwingungen der Bijas können selbst tief sitzende Blockaden allmählich gelöst werden.
Chakren und Bija-Mantras
Eine kraftvolle Praxis ist die Verbindung der Bija-Mantras mit den Chakren, um Harmonie und Balance im Energiesystem zu schaffen.
1. Lam – Muladhara-Chakra (Wurzelchakra): Verbindung zur Erde, Stabilität und Urvertrauen.
2. Vam – Svadisthana-Chakra (Sakralchakra): Kreativität, Lebensfreude und Sinnlichkeit.
3. Ram – Manipura-Chakra (Solarplexus): Kraft, Selbstbewusstsein und Wille.
4. Yam – Anahata-Chakra (Herzchakra): Liebe, Mitgefühl und Harmonie.
5. Ham – Vishuddha-Chakra (Kehlchakra): Kommunikation, Authentizität und Wahrheit.
6. Sham – Ajna-Chakra (Drittes Auge): Intuition, Klarheit und Erkenntnis.
7. Om – Sahasrara-Chakra (Kronenchakra): Verbindung zum Universellen, zur Quelle.
Die Praxis der Bija-Mantras: Energie fließen lassen
Eine einfache, aber transformative Übung ist die Rezitation der Bija-Mantras in der Reihenfolge der Chakren:
1. Setze dich an einen ruhigen Ort.
2. Atme tief ein und aus, um zur Ruhe zu kommen.
3. Beginne mit Lam (Wurzelchakra) und rezitiere das Mantra laut, flüsternd oder in Gedanken. Spüre die Vibration in deinem Körper.
4. Fahre fort mit Vam, Ram, Yam, Ham, Sham und Om, während du dir die Energie entlang der Chakren aufsteigen lässt.
5. Schließe die Übung mit einem Moment der Stille ab.
„In der Stille der Klänge finden wir zurück zu uns selbst.“
Wie Mantras das Nervensystem regulieren
Als ganzheitlicher Therapeut habe ich unzählige Male gesehen, wie kraftvoll Mantras auf das vegetative Nervensystem wirken können. Besonders in der heutigen hektischen Welt sind wir oft im Sympathikus gefangen – im Fight-or-Flight-Modus. Hier dominiert Stress, und unser Körper verliert die Fähigkeit zur Heilung und Regeneration.
Durch die regelmäßige Rezitation eines Mantras aktivieren wir den Parasympathikus – den Zustand von Entspannung, Harmonie und Selbstregulation. In diesem Zustand können Körper und Geist endlich reparieren, regenerieren und sich neu ausrichten.
Mantras helfen uns, den inneren Lärm zu beruhigen, unsere Energie zu fokussieren und zurück in einen Zustand von Balance und Ganzheit zu kommen.
Mein persönlicher Rat für deine Mantra-Praxis
Mantras sind Werkzeuge, die dich auf vielen Ebenen unterstützen können – sei es zur Entspannung, zur Stärkung bestimmter Qualitäten oder zur Selbstregulation. Ich lade dich ein, dir ein Mantra auszusuchen, das dich anspricht, und es für 21 Tage regelmäßig zu praktizieren.
Falls du Unterstützung bei der Auswahl oder Praxis eines Mantras suchst, schreibe mir gerne unter sohrab@papahn.de. Gemeinsam können wir die Kraft des Klangs in dein Leben bringen.
„Ein Mantra ist wie ein Licht in der Dunkelheit – es zeigt dir den Weg zurück zu dir selbst.“