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Chronische Schmerzen in der Brustwirbelsäule und ein unerwarteter Zusammenhang

Eine 42-jährige Patientin suchte meine Praxis wegen immer wiederkehrender Schmerzen im Bereich der Brustwirbelsäule auf. Besonders betroffen war der Bereich um BWK 4–6 auf der rechten Seite. Die Schmerzen traten scheinbar ohne klaren Auslöser auf und wurden als ziehend und brennend beschrieben. Sie verstärkten sich bei bestimmten Bewegungen, wie dem Drehen des Oberkörpers oder tiefem Einatmen, und klangen nie vollständig ab.

Der Verdacht: Eine eingeklemmte Rippe

Die körperliche Untersuchung zeigte eine eingeschränkte Beweglichkeit in der oberen Brustwirbelsäule. Besonders auffällig war eine Rippenblockade im Bereich der 5. Rippe auf der rechten Seite, die mit den beschriebenen Symptomen korrelierte. Die umliegenden Faszien waren verhärtet, und die Region zeigte eine leicht erhöhte Berührungsempfindlichkeit.

Während der Behandlung fiel mir die Art der Beschwerden auf: der ziehende, brennende Schmerz erinnerte an eine Neuralgie. Außerdem klagte die Patientin über ein leichtes „Kribbeln“ in derselben Region. Das ließ mich an eine mögliche Zosterneuralgie (Post-Zoster-Schmerz) denken, die durch eine reaktivierte Infektion mit dem Varizella-Zoster-Virus verursacht werden kann.

Ein Blick in die Anamnese

Auf meine Nachfrage berichtete die Patientin, dass sie in der Vergangenheit bereits mehrfach an Herpes-Lippenbläschen gelitten hatte – ein deutlicher Hinweis auf eine virale Reaktivierung in ihrem Immunsystem. Sie erinnerte sich außerdem daran, dass sie etwa zwei Monate vor dem Auftreten der Rückenschmerzen eine Erkältung gehabt hatte, bei der die Bläschen ebenfalls auftraten.

Die Behandlung

Meine erste Maßnahme war die Lösung der Rippenblockade, um die lokale Spannung zu reduzieren und die Beweglichkeit wiederherzustellen. Gleichzeitig behandelte ich die umliegenden Faszien, um den Bereich zu entspannen und die Zirkulation zu verbessern.

Ich wies die Patientin darauf hin, dass die Beschwerden auch eine virale Komponente haben könnten. Zosterneuralgien treten häufig in Verbindung mit bestehenden Bewegungseinschränkungen oder anderen Stressfaktoren auf, die das Immunsystem belasten.

Ergebnis

Bereits nach der ersten Behandlung ließ der Druckschmerz spürbar nach. Die Patientin wurde angehalten, den Heilungsverlauf zu beobachten, und ich empfahl ihr zusätzlich eine Rücksprache mit ihrem Hausarzt, um gegebenenfalls eine antivirale Therapie oder Schmerztherapie in Betracht zu ziehen.

Zwei Wochen später berichtete sie von einer deutlichen Verbesserung der Symptome. Die brennenden Schmerzen waren deutlich seltener, und die Beweglichkeit der Brustwirbelsäule hatte sich vollständig normalisiert.

Fazit

Dieser Fall zeigt, dass chronische Schmerzen nicht immer allein auf mechanische Probleme zurückzuführen sind. Infektiöse oder immunologische Ursachen, wie eine Zosterneuralgie, können sich ebenfalls als lokale Schmerzen äußern. Eine gründliche Anamnese und ein systematischer Blick auf mögliche Zusammenhänge sind entscheidend, um auch komplexe Beschwerdebilder erfolgreich zu behandeln.