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Brustwirbelsäulen Schmerzen durch versteckten Reflux – Die Spurensuche einer hartnäckigen Beschwerde 

Im Spätsommer 2019 kam ein 54-jähriger Mann in meine Praxis. Sein Problem: starke, tiefsitzende Schmerzen in der mittleren Brustwirbelsäule, besonders zwischen den Schulterblättern auf der linken Seite. Die Beschwerden hielten ihn nachts wach, traten morgens besonders stark auf und machten das lange Sitzen unangenehm. Er hatte das Gefühl, als müsse sich „etwas lösen“, aber es tat es nie. Ein Druck gegen die Wand brachte kurzfristig Erleichterung, doch der Schmerz kehrte zuverlässig zurück. 

Ein Schmerz, der nicht zum Bewegungsapparat passte 

Die Untersuchung zeigte keinen klaren orthopädischen Auslöser. Die Wirbelsäule war beweglich, die Muskulatur angespannt, aber nicht übermäßig verhärtet. Trotz punktueller Schmerzempfindlichkeit gab es keine blockierten Wirbel oder strukturellen Auffälligkeiten. Eine klassische Rückenbehandlung hätte hier wenig bewirkt. 

Ein Schmerzbild, das weder durch eine Fehlhaltung noch durch eine Verspannung erklärt werden konnte, ließ mich an einen organischen Zusammenhang denken. Die betroffene Region (Brustwirbel BWK 5–7) steht in Verbindung mit mehreren inneren Organen – darunter Magen, Leber, Herz und Gallenblase. 

Während ich seine Bauchregion abtastete, fiel auf: Sein Magen war ungewöhnlich verspannt. 

Vergessene Beschwerden – Ein Puzzlestück taucht auf 

Ich fragte gezielt nach Verdauungsproblemen. Er verneinte zunächst. Doch als ich weiter nachhakte, kam eine Erinnerung zurück: Vor einigen Jahren hatte er stark mit Sodbrennen zu kämpfen. Besonders nachts plagte ihn ein unangenehmes Brennen hinter dem Brustbein. Medikamente hatten damals geholfen – und mit der Zeit hatte er das Problem aus den Augen verloren. 

Doch ein genauerer Blick auf seine Essgewohnheiten offenbarte: Er vermied unbewusst Kaffee, Alkohol und scharfe Speisen, weil er sie „nicht so gut vertrug“. Reflux war für ihn kein Thema mehr – sein Körper jedoch erinnerte sich noch daran. 

Die stille Verbindung zwischen Magen und Rücken 

Was war passiert? Ein über Jahre gereizter Magen kann über nervale Reflexe eine Schutzspannung in der Brustwirbelsäulenmuskulatur auslösen. Die fortlaufende Verspannung erzeugt mit der Zeit Schmerzen – oft ohne dass der Betroffene noch an den eigentlichen Auslöser denkt. 

Ich behandelte den Magen gezielt, löste Spannungen im Zwerchfell und verbesserte die Beweglichkeit der Speiseröhre. Bereits während der ersten Sitzung ließ der Schmerz spürbar nach. 

Nach drei Wochen war der Schmerz fast verschwunden – ohne dass ich den Rücken direkt behandelt hatte. Eine dritte Sitzung war nicht mehr nötig. 

Fazit: Der Körper vergisst nicht 

Manchmal ist der Schmerz nicht dort, wo die Ursache liegt. Der Körper kann vergangene Probleme jahrelang speichern – und sich erst später durch völlig unerwartete Symptome melden. Dieser Fall zeigt, wie wichtig es ist, über den Tellerrand hinauszublicken. Nicht jeder Rückenschmerz kommt vom Rücken – und nicht jedes vergessene Problem ist wirklich verschwunden.